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Die nackte Wahrheit

Česko

US-Forscher fordert mehr Ehrlichkeit im Dialog mit Außerirdischen

Es war eine ungewöhnliche Nachricht an einen ungewöhnlichen Empfänger: Am 2. März 1972 startete die USRaumsonde „Pioneer 10“ ins All. Mit an Bord: eine vergoldete Aluminiumtafel mit seltsamen Zeichnungen. Es waren Nachrichten für außerirdische intelligente Lebewesen. Sie sollten ihnen etwas über die Erde und die Menschheit mitteilen. Die Tafel war in etwa so groß wie eine DIN-A5-Seite. Darauf zu sehen überwiegend dröge Kost: die schematische Zeichnung von Wasserstoffatomen, die relative Lage unserer Sonne, eine Skizze unseres Sonnensystems, inklusive der Bahn der Raumsonde selbst. Und: ein nackter Mann und eine nackte Frau - mit Siebziger-Jahre-Frisuren. Und wie es sich gehört, US-amerikanisch züchtig dargestellt: Die Genitalien wurden nur angedeutet. Manchen war sie trotzdem noch zu pornografisch. Außerdem: Sei es wirklich angebracht, sich bei einer ersten Kontaktaufnahme nackt zu zeigen? Und noch weitere Kritik erntete die Nachricht: Zu schwer verständlich sei sie und außerdem zu anthropozentrisch.

Post aus den 70er Jahren Im Jahr 1977 dann gab die Nasa zwei neue Briefe an E. T. in die Post, diesmal auch mit Sound. Die vergoldeten Schallplatten an Bord der „Voyager“-Sonden enthielten außer Zeichnungen auch Grußworte in 55 Sprachen, Musikstücke und Naturgeräusche. Nackte Menschen waren aber nicht mehr zu sehen.

Für zukünftige Nachrichten an Außerirdische wünscht sich Douglas Vakoch vom Seti-Projekt nun mehr Ehrlichkeit und Offenheit: „Diese Nachrichten haben nie die Menschheit wirklich repräsentiert“, schreibt er in einem Beitrag für das Magazin „New Scientist“. „Die Voyager-Platten klammerten Krieg, Armut und Krankheit aus.“ Eine Nachricht an Außerirdische sollte in solcher Hinsicht nicht verkürzt sein, meint Vakoch. Zudem sollte man deren Intelligenz nicht unterschätzen: „Würde eine fortgeschrittene außerirdische Spezies nicht ohnehin merken, dass in unserer Selbstbeschreibung etwas fehlen würde?“ Jüngste Versuche der Kontaktaufnahme mit Aliens gerieten eher banal: Vergangenes Jahr bestrahlte ein Chipsfabrikant einen 42 Lichtjahre entfernten Stern mit einer sechsstündigen Dauerreklame. So gesehen war es eine ehrlichere Botschaft - wenn schon Menschen dem Dauerfeuer der Werbung ausgesetzt sind, warum dann nicht auch Aliens? Zwar ist derzeit kein weiteres Schreiben an die Aliens geplant, aber Seti will schon mal anfangen zu sammeln: Ab dem 15. Mai kann weltweit jeder über die Seti-Web-Seite Nachrichten einsenden, die er gern an mögliche außerirdische Adressaten loswerden möchte.

Doch womöglich stoßen die Aliens tatsächlich zuerst auf die Post aus den siebziger Jahren, denn alle vier Raumsonden haben unser Sonnensystem mittlerweile verlassen und sind in den interstellaren Raum vorgedrungen. Ob die Aliens tatsächlich glauben werden, dass bei uns auf Erden nur Friede, Freude, Eierkuchen herrschen?

Und dass wir noch Schallplatten hören?

Spiegel Online

O autorovi| Stránku připravila Veronika Jičínská