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Und ‘ne Buddel voll mit Rum!

Česko

Piraten scheinen aus einer anderen Welt zu kommen. Doch es gibt sie noch.

Piraten gehören zu „Fluch der Karibik“, zu „Asterix und Obelix“ und zu „Jim Knopf und die Wilde 13“. Piraten gehören in ein anderes Jahrhundert, genauso der Song „Ho, ho, ho, und ‘ne Buddel voll mit Rum“ - sollte man denken. Spricht man heutzutage von Piraterie, sind zumeist Produkte gemeint: nichtlizenzierte Kopien von DVDs, CDs oder Markenkleidung. Ein Pirat ist kein Seeräuber mehr, sondern ein Gauner, der Filme downloaded oder Lieder.

Anti Piracy Helpline Dennoch: Es gibt sie immer noch, diese säbelschwingenden, Berge von Gold, Silber und Diamanten erbeutenden Seeräuber. Nur dass in der modernen Piraterie die Säbel ersetzt wurden durch Maschinenpistolen. Und die glitzernden Schätze in Form von Lösegeld ausgezahlt werden sollen. Am Freitag wurde vor Somalia eine französische Luxusyacht gekapert. Piratenattacken sind dort keine Seltenheit: 2007 wurden an der Küste Somalias mehr als dreißig Schiffe überfallen. „Bei einem Überfall spielt das Überraschungsmoment eine große Rolle“, erklärt ein Sprecher des Piracy Reporting Centre. Das Piracy Reporting Centre, das vom Internationalen Schifffahrtsbüro (IMB) geleitet wird, wurde 1992 gegründet und ist in Kuala Lumpur, Malaysia, stationiert. Auch die anvisierten Opfer haben, wie der Sprecher erläutert, eine reelle Chance, wenn sie schnell genug handeln und sofort die extra dafür eingerichtete „Anti Piracy Helpline“ benachrichtigen. Vorsicht ist besser als Nachsicht, denn heutzutage legen die Räuber der Meere weniger Wert auf einen ehrenhaften Kampf als auf eine rasche Flucht.

Wie das IMB berichtet, waren bis 2006 die Gewässer zwischen Indonesien und Malaysia Hochburgen der Piraterie. Während die traditionelle Seeräuberei -wie man sie aus Asterix und Obelix kennt - meist räuberischen Ursprungs ist, zielt die moderne Piraterie häufig auf Geiselnahme und Erpressung ab. Das IMB sammelt seit 1992 Meldungen über Seeräuber. Den Auswertungen zufolge steigen die Angriffe seit 2007 wieder, auch bezüglich der Brutalität. Bei 263 Überfällen - einer Steigerung von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr - wurden vergangenes Jahr fünf Seeleute getötet, 64 verletzt (2006 waren es 17) und 292 (gegenüber 188) als Geiseln genommen. Drei weitere Seeleute gelten als vermisst. Weltweit wird der durch Piraterie entstehende Schaden auf bis zu 13 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Süddeutsche Zeitung

O autorovi| Stránku připravila Veronika Jičínská